Bundestagung Berufswahl-SIEGEL 2023 am Bodensee
Die Bundestagung des Berufswahl-SIEGELs fand diesmal im schönen Konstanz am Bodensee statt. Die Vertreter der Bundesländer kommen einmal im Jahr zusammen, um sich über die Entwicklungen im Netzwerk auszutauschen, Bedarfe zu analysieren und ihr Vorgehen miteinander abzustimmen.
Diesmal war die IHK Hochrhein-Bodensee für Baden-Württemberg Gastgeber. Hauptgeschäftsführer Prof. Claudius Marx begrüßte und lobte den Netzwerkgedanken. Berufsbilder würden heute nicht mehr so besetzt, wie man es brauche, der Markt habe sich gedreht und die jungen Bewerber können wählen. An der Schnittstelle zwischen Schulabschluss und Ausbildungsstart drohen Verluste – deshalb sei es der richtige Ansatz, gute Schulen mit dem SIEGEL auszuzeichnen und als Vorbild zu stärken.
Lösung des Matching-Problems?
Ist das Berufswahl-SIEGEL eine Lösung des Matching-Problems auf dem Ausbildungsmarkt? Mit dieser Frage setzte sich eine Diskussionsrunde auseinander.
Prof. Dr. Thorsten Bührmann als wissenschaftlicher Begleiter des SIEGELs hat aktuelle Studien zur Berufsorientierung Jugendlicher gesichtet und in 6 Thesen zusammengefasst:
- Jugendliche nehmen sich selbst als motiviert und aktiv wahr
- Die angebotene Berufsorientierung wird von der Hälfte nicht als hilfreich wahrgenommen
- Ausschlag für die Berufswahl gibt das Interesse, auch Regionalität spielt eine Rolle
- Hilfreich finden die Jugendlichen Kontakte mit Betrieben – 35% haben ihren Ausbildungsbetrieb schon zur Schulzeit kennen gelernt –, auch die Beratung der Arbeitsagentur
- Das SIEGEL dient daher als verlässliche regionale Plattform zwischen Akteuren
- Das SIEGEL bündelt im Kontext die BO an Schulen mit institutionalisierter Unterstützung im Prozess
In der Diskussion wurde das SIEGEL auch in seiner Funktion als Lobby für BO-Prozesse in Schulen betont. Verhaltensänderung entsteht nur durch Erfahrungen – nicht durch Informationen –, daher seien echte Begegnungen zu schaffen statt reiner Laborsituationen. Für Jugendliche ist aber auch die Qualität von Betriebspraktika wichtig, ebenso das Arbeitsklima, das sie dabei miterleben.
Nur Zertifizieren oder aktives Begleiten?
Schafft das SIEGEL ein lokales Netzwerk oder zertifiziert es lediglich ein bestehendes Netzwerk? Schon allein durch den Kriterienkatalog ist das SIEGEL „mittendrin“ als Teil der schulischen Berufsorientierung. Jurymitglieder können je nach Bedarf nach dem Audit Schulen und Betriebe vor Ort vermitteln. Die Landesebene sollte zudem das Netzwerk zwischen den Zertifizierungen gezielt stärken.
Aber das SIEGEL ist auch ein Wert an sich, insofern es die BO sichtbar macht und die verantwortlichen Lehrkräfte einmal ausdrücklich würdigt. Spannend: In Brandenburg können Schulen beim SIEGEL ihre Kooperationsbetriebe zur Auszeichnung vorschlagen.





