Webinar Studien- und Berufsorientierung an Gymnasien: Tipps für eine gelungene Kooperation von Gymnasien und Unternehmen

  • 10. September 2023

Im zweiten Webinar unserer dreiteiligen Reihe zum Thema „BO an Gymnasien“ haben wir uns gemeinsam mit 170 Gästen aus Schule, Wirtschaft und Bundesagentur für Arbeit der Kooperation von Gymnasien und Unternehmen gewidmet – eine Win-Win-Lösung.

Die Ausgestaltung einer solchen Kooperation kann verschiedenste Formen annehmen. Im Webinar lernten die Teilnehmenden gleich zwei gute Beispiele aus der Praxis kennen:

1.

Das Anne-Frank-Gymnasium in Werne mit Studien- und Berufswahl­koordinator Marius Gregg kooperiert mit mehreren Unternehmen und hat das Thema Berufliche Orientierung auf vielfältige Art und Weise in verschiedenste Projekte integriert. Gemeinsam mit Miriam Voigt, Personal­leiterin bei der Otto Höttcke GmbH & Co. KG, stellte er am Beispiel des Maker Space vor, wie die Kooperation mit dem benachbarten Holz­fach­handel dieses Projekt bereichert hat.

Ein Maker Space verfolgt das Ziel, durch die Bereit­stellung eines offenen Lern­raums mit Zugriff auf Werkzeuge, Materialien und Wissen das Lernen durch Begreifen zu ermöglichen. Holz ist hierfür ein wert­voller Rohstoff. Hier hat die Otto Höttcke GmbH & Co. KG gerne unterstützt. Die Schülerinnen und Schüler haben die Beschaffung eigenständig abgewickelt, von der Organisation bis zur Abholung, und so erste praktische Kontakte zum Partner­unternehmen geknüpft. Das war der Ausgangspunkt für weitere gemeinsame Aktivitäten.

Auszüge aus der Präsentation beim SIEGEL-Akademie-Webseminar.

2.

Diese Erfahrung bestätigten ähnlich auch Jan Wehlen, Ausbildungs­leiter bei der STILL GmbH in Hamburg, und sein Pendant, Jörg Aldag, Studien- und Berufswahl­koordinator am Helmut-Schmidt-Gymnasium Hamburg. Zunächst mit einer „Mini-Kooperation“ gestartet, verbindet sie mittler­weile eine langjährige und vielfältige Zusammen­arbeit. Sie möchten anderen Mut machen: was zunächst kompliziert und umständlich wirkt, kann nach und nach wachsen. Erst einmal den gemeinsamen Einstieg finden!

Mittlerweile, so StuBo Jörg Aldag, rufe er seinen guten Kontakt Jan Wehlen an, wenn die Schülerinnen und Schüler im Mathe­unterricht mal wieder fragen, „wofür brauchen wir das eigentlich?“ und fragt „kannste mir mal wieder einen Azubi vorbeischicken?“. Und das macht Wehlen gern – er schickt einen seiner Zerspanungs­mechaniker-Azubis vorbei. Der hat zunächst Bammel, kommt er doch „nur“ von der Hauptschule und soll nun den Gymnasiasten etwas erzählen? Doch der Ausbildungs­leiter macht ihm Mut; er hat schon so viele Kompetenzen in der Ausbildung erworben und macht einen super Job, natürlich kann er denen was erzählen!

Wenn Azubis in den Unterricht kommen und erklären, wie sie die Dinge, die sie in der Schule gelernt haben, nun in der Praxis anwenden, dann profitieren alle davon: „die Kinder freuen sich, dass sie mal jemand anderen sehen“, der Azubi kann sich beweisen und schnell wechselt das Thema dann auch in Richtung Berufliche Orientierung. Bei den Azubis stellen die Schülerinnen und Schüler andere Fragen und sind neugierig, wie der oder die Azubi denn den beruflichen Weg gefunden hat. Und davon profitiert am Ende auch das Unternehmen, denn das sind die ersten Bezüge, die die Jugendlichen zum Betrieb und zur Ausbildung herstellen.

Kennengelernt haben sich die beiden über den Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT in der Region. Über die Beteiligung an diesem Arbeitskreis habe er schon viele gute Kontakte geknüpft, denn „hier trifft man die Engagierten“, die Schulen und Unternehmen, die sich besonders für Berufliche Orientierung einsetzen, so Wehlen.

Die Webinar-Reihe ist ein Angebot im Rahmen des Sommers der Berufsausbildung. Der Sommer ist eine Initiative der Allianz für Aus- und Weiterbildung, bei der sich Partner aus Bundesregierung, BA, Wirtschaft, Gewerkschaften und Länder gemeinsam engagieren, um die duale Ausbildung zu stärken.

Interaktives Webinar zur Kooperation von Gymnasien und Berufsberatung in der SIEGEL-Akademie

  • 29. August 2023

Das Webinar “Studien- und Berufsorientierung an Gymnasien: Tipps für eine gelungene Kooperation von Gymnasien und Berufsberatung” brachte über 250 Lehrkräfte, Berufsberatungsfachkräfte und Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft zusammen, um sich zu den Herausforderungen und Möglichkeiten der Berufsorientierung an Gymnasien auszutauschen.

Hohe Zahlen an Studienabbrecher:innen, aber auch zunehmend unbesetzte Ausbildungsstellen bei gleichzeitig rückläufigen Bewerberzahlen und nicht zuletzt die Option, mit einem dualen Studium Ausbildung und Studium zu verbinden, zeigen, wie wichtig die Berufliche Orientierung von Schülerinnen und Schülern auch am Gymnasium ist. Das erste Webinar unserer dreiteiligen Reihe haben wir daher der Frage gewidmet, wie die Kooperation zwischen Berufsberatung und Gymnasium gelingen kann.

Carolin Striewisch von der MSH Medical School Hamburg aus dem Team von Prof. Dr. Thorsten Bührmann beleuchtete in ihrem Impulsvortrag die Besonderheiten und Anforderungen des Berufsorientierungsprozesses an Gymnasien und betonte, dass die Motivation bei den Schülerinnen und Schüler zweifellos vorhanden ist, aber eine koordinierte und auf die Zielgruppe zugeschnittene Begleitung bei der Entscheidungsfindung von entscheidender Bedeutung ist.

Wie eine solche Begleitung konkret an Schule umgesetzt werden kann, zeigten dann Katja Flak (Berufsberatung) & David Bronn (Berufs- und Studienwahlkoordinator) am Beispiel der Kooperation der Berufsberatung und des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums aus Kempen. Als zentrale Erfolgsfaktoren identifizierten sie unter anderem eine schriftlich fixierte Kooperationsvereinbarung und die frühzeitige Einbindung der Berufsberatung bei der Berufsorientierung in der Schule (bspw. ab Klasse 9). Die Einbettung der Angebote der Berufsberatung in die Standardelemente der Landesinitiativen ermöglicht das Nutzen von Synergieeffekten. Dies gelingt am besten, wenn ein regelmäßiger Austausch zwischen Schule und Berufsberatung sichergestellt ist und man sich als Team sieht, das sich gemeinsam und verlässlich um die Gestaltung der Angebote kümmert.

Besonders erfreulich war der intensive Austausch zwischen den Teilnehmenden. Lehrkräfte, Berufsberatungsfachkräfte und Vertreter:innen der Wirtschaft brachten unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen ein. Diskutiert wurde die Attraktivität der dualen Ausbildung für Abiturientinnen und Abiturienten, aber auch die Auswirkung der Einstellung von Eltern und Lehrkräften, die die Berufs- und Studienorientierung der Schülerinnen und Schüler stark beeinflussen.

Insgesamt war das Webinar ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass eine effektive Zusammenarbeit zwischen Gymnasien und Berufsberatung, aber auch allen anderen Partnern entscheidend ist, um die jungen Menschen bei ihrer Berufsorientierung zu unterstützen.

Weiter geht es am 7. September mit dem zweiten Seminar, diesmal unter dem Motto „Tipps für eine gelungene Kooperation von Gymnasien und Unternehmen“

Donnerstag
07. September 2023
15–16 Uhr

#AusbildungSTARTEN: Sommer der Berufsausbildung 2023

  • 10. August 2023

Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Die Allianz für Aus- und Weiterbildung von Wirtschaft, Gewerkschaften, Bund und Ländern setzt sich deshalb dafür ein, junge Erwachsene und Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen, damit möglichst viele junge Menschen im Jahr 2023 eine Berufsausbildung beginnen.

SCHULEWIRTSCHAFT und das Netzwerk Berufswahl-SIEGEL machen gerne mit und unterstützen den „Sommer der Berufsausbildung“ mit einer Webinar-Folge. Übergreifendes Thema ist die Berufliche Orientierung an Gymnasien. Herzliche Einladung zur Teilnahme!

Berufliche Orientierung am Gymnasium

Die Berufliche Orientierung an Gymnasien schließt Studien- ebenso wie Berufsorientierung ein. Die Studienorientierung – zumal in der gymnasialen Oberstufe bzw. Sekundarstufe II – soll die Vorbereitung der Studienwahl und einer beruflichen Anschlussperspektive einschließen. Am Gymnasium sollte den Schülern und Schülerinnen aber auch eine duale Ausbildung als mögliche und gute berufliche Perspektive vorgestellt werden.

Viele Gymnasien informieren und interessieren ihre Schülerinnen und Schüler bereits für eine Ausbildung, während andere ihre Aufgabe nach wie vor allein in Richtung Studium sehen. Aber längst nicht alle Schülerinnen und Schüler bleiben bis zum Abitur am Gymnasium. Auch mit dem Abitur bietet etwa das duale Studium eine – stark nachgefragte – Verbindung von Studium und Ausbildung.

Ein Drittel der Auszubildenden hat zudem die Hochschulreife in der Tasche. Nach einer erfolgreichen Ausbildung kann noch ein Hochschulstudium angeschlossen werden. Die Studienorientierung am Gymnasium ist daher mit einer Berufsorientierung zu ergänzen, die die vielfältigen Perspektiven der beruflichen Bildung aufzeigt. Studium und Ausbildung schließen sich nicht aus und zielen letztlich beide auf eine Tätigkeit in der Berufswelt.

Praxiswebinare in der SIEGEL-Akademie:

Mittwoch
23. August 2023
15–16 Uhr

Donnerstag
07. September 2023
15–16 Uhr

Mittwoch
27. September 2023
15–16:30 Uhr

Aktuelle Studien zur Berufsorientierung 2023

  • 24. Juli 2023
©Foto: iStock/SolStock

Viele Ausbildungsplätze bleiben 2022/23 unbesetzt – warum?

50 Prozent der „Generation Z“ sehen den Grund in der fehlenden Berufsorientierung der Schule, 45 Prozent der Betriebe teilen diesen Eindruck. Das stellte der Azubi-Recruiting-Trend 2023 fest, bei dem über 4.000 junge Menschen in Schule und Ausbildung und 1640 Ausbilder im Betrieb befragt wurden.

25 Prozent der Jugendlichen würden ihren Freunden empfehlen, eine Ausbildung zu machen, 22 Prozent eine Ausbildung und ein anschließendes Studium. Offenbar sind die Azubis eines Betriebs auch die besten Aushängeschilder! Hauptmotiv ist die Aussicht auf fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Deshalb würden junge Leute selbst mit einem Lottogewinn zu 83 Prozent eine Ausbildung durchziehen. Dabei ist nicht zuletzt auch die Aussicht auf eine Zukunftsqualifikation für sie interessant. 68 Prozent der Jugendlichen haben sich an der Branche orientiert, in dem ihr Unternehmen tätig ist, 21 Prozent am Beruf.

Parallel fehlt es aber auch an solidem Wissen: Laut Studie meinen Azubis mehrheitlich, dass der „E-Sportler“ oder die Roboterberaterin reguläre Ausbildungsberufe seien – die es allerdings überhaupt nicht gibt. Ähnliches gilt für die „Abfalldesignerin“ oder den „persönlichen Gesundheitsassistenten“. Umgekehrt ist den Ausbildungsbetrieben der Nachwuchs zwar sehr wichtig, wird aber dann doch wenig Budget und Zeit für ein systematisches Recruiting zur Verfügung gestellt.

Unternehmen sollten jede Chance nutzen sich bekannt zu machen und jungen Menschen Schnuppertage in Berufsfelder zu bieten. Ideal sind Schülerpraktika, aber auch andere Formen der Kooperation mit Schulen sind möglich, um die Berufsorientierung lebendig und spannend zu gestalten. Auf der Website von SCHULEWIRTSCHAFT Deutschland gibt es dazu gute Tipps und Checklisten:

Im Rahmen einer Studie für das BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) wurde nach dem Einfluss beruflicher Kompromisse gefragt – was, wenn angestrebter und tatsächlicher Ausbildungsberuf auseinanderklaffen, und zwar im Blick auf Geschlechterstereotype? Rund 60 Prozent der Befragten sind in diesem Punkt zu beruflichen Kompromissen bereit, allerdings werden geschlechtsuntypische Berufe auch schneller wieder verlassen. Frauen in männlich-dominierten Berufen nennen mangelnde soziale Integration als Abbruchgrund, für Männer in weiblich-dominierten Berufen sind dagegen unerfüllte Berufswünsche und falsche Erwartungen dafür ausschlaggebend. Zu erwartende Einkommensunterschiede spielen keine solche Rolle.